Das traditionelle Weben der Wolldecken von Mértola stellt heute das dar, was dereinst eine Notwendigkeit und eine Art und Weise war, sich den Lebensunterhalt zu verdienen und das Überleben der Familie zu sichern. Vor etwa 50 Jahren war die Tätigkeit der Weberin durch eine Anhäufung von Arbeiten gekennzeichnet, um auf Märkten der Region etwas zu verkaufen und die vielen Aufträge zu erledigen. Heute richtet sich die Produktion vor allem an ein Publikum, das zu Hause ein Erinnerungsstück dieses Savoir-faire haben möchte.
Die aufwendige Aufbereitung der Wolle, die in mehreren Schritten erfolgt, ist für die Qualität des Webstoffes von entscheidender Bedeutung. In der Vergangenheit wurde diese Arbeit von der Weberin ausgeführt bzw. genau überwacht, die so die Qualität ihrer Arbeit garantierte und ihr Ansehen in der Gemeinschaft aufrechterhielt. Die Herstellung von Wollstoffen hängt auch vom Webstuhl ab, dem ein komplexer Mechanismus zugrunde liegt, bei dem es wichtig ist, die Funktionsweise aller seiner Elemente zu kennen und zu verstehen.
In der Webereiwerkstatt können die Besucher diese Arbeit kennenlernen und die Funktionsweise der ausgestellten und benutzten Gegenstände verstehen, die für eine tausend Jahre alte Tätigkeit stehen, die bis heute überlebt hat. Die gesellschaftliche Weiterentwicklung, die Schwierigkeiten mit der Aufrechterhaltung der althergebrachten Produktion, die Probleme der Landflucht und Verödung des portugiesischen Hinterlandes haben jedoch dazu geführt, dass der Fortbestand dieser Erwerbstätigkeit nun in Gefahr ist.
Dies ist die große Herausforderung, vor der wir derzeit stehen und die bereits vor vier Jahrzehnten bestand, als die erste Erhebung über die Weberei durchgeführt und eine Genossenschaft mit dem Hauptziel der Ausbildung gegründet wurde. 40 Jahre später ist die Frage der Kontinuität akuter denn je: Die Herstellung der Wolldecken von Mértola wird von zwei Weberinnen durchgeführt, die beide über 60 Jahre alt sind.
Diese Situation führte zu einer Debatte, an der die Gemeinschaft und die lokalen Institutionen beteiligt waren, die unter der Leitung der Stadtverwaltung Anstrengungen unternahmen, um eine gemeinsame Strategie zum Erhalt und zur Kontinuität des Savoir-faire zu entwerfen. Mit dem Museologischen Zentrum der Weberei als zentralem Ort hat ein Bildungsprozess begonnen, der darauf abzielt, allen Schritten der Wollverarbeitung, von der Schur bis zur Ausführung am Webstuhl, Kontinuität zu verleihen.
Hier zeigen wir Ihnen die verschiedenen Etappen der Ausbildung der zukünftigen Weberinnen Nazaré Fabião und Rosa Ruivo.