In der letzten Zeit war viel die Rede davon, welche Rolle die Kultur und insbesondere die Museen in der heutigen Gesellschaft spielen. Es handelt sich um ein Thema, das in den vergangenen Jahren viel diskutiert wurde. Im Zusammenhang mit der 2020 und 2021 durchlebten Pandemie wurde das Interesse wieder entfacht, wodurch verschiedene Standpunkte, Auswertungen, Kritiken und Meinungen entstanden.
Unter den von der Zivilgesellschaft geführten Initiativen ist die Plattform des kulturellen Erbes hervorzuheben (Plataforma pelo Património Cultural) – eine Erklärung, die von verschiedenen Organisationen unterschrieben wurde. Damit soll „das Erbe als strategischer Wert und Gelegenheit für das Land “ bekräftigt werden. In der Erklärung wird erwähnt, dass „das kulturelle Erbe das wertvollste Vermögen eines jeden Landes darstellt, insbesondere jener Länder, deren Geschichte eine lange Zeit zurückreicht und deren natürliche Rohstoffe mit der Zeit teilweise erschöpft wurden. Es handelt sich um ein Vermögen, wofür sich jede Generation – die aktuelle und zukünftige – als treue Verwahrerin verstehen sollte und dessen Umfang über den strengen nationalen Rahmen hinaus geht. Wir dürfen uns nicht als Besitzer der Dinge verstehen, die uns allen hinterlassen wurden, und die größtenteils unseren Vorfahren gehören. Wir sollten sie mit unseren Mitmenschen und Nachfahren teilen. Das kulturelle Erbe muss man pflegen und ausbauen. Diese Pflicht stellt kein nationales, europäisches oder allgemeines Gesetz dar, sondern eine Notwendigkeit der Bürgerschaft und Zivilisation”.
Diese Problematik durchquert verschiedene Wissensbereiche und überschreitet lokale, regionale und internationale Grenzen. Außerdem stellen sich die mit der Erhaltung und Wertschätzung des Erbes zusammenhängenden Fragen nicht nur in städtischen Ballungsgebieten. Vermutlich sind sie im Landesinneren und in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte, wo die Herausforderungen an Kultur und Kulturvermittlung komplexer sind, noch stärker präsent.
Wenn wir in der Zeit zurückspringen, dann können wir tatsächlich feststellen, dass diese Fragen in der jüngsten Vergangenheit immer wieder gestellt wurden. Dies war sichtlich ein Anliegen von Serrão Martins und Cláudio Torres, als sie Ende der 70-er Jahre feststellten, dass der Entwicklungsmotor auf diesem Gebiet mit den Kenntnissen und der Schätzung früherer Werten und des Kulturerbes zusammenhing. Deshalb machten sie diese Werte zu Mitteln und wichtigen Bindegliedern, um Projekte und Maßnahmen dynamisch anzukurbeln. So sah die Vergangenheit aus, so sieht die Gegenwart aus und so wird auch die Zukunft von Mértola aussehen. Dies ist die Mission des Freilichtmuseums Mértola. Der Schwerpunkt liegt auf der Erhaltung, der Wertschätzung und Verbreitung des kulturellen Erbes des Gebiets, um das kollektive Gedächtnis aufzubauen und die Identität der lokalen Gemeinschaft zu fördern.
In diesem Zusammenhang hat man in den letzten vierzig Jahren ein interessantes Museumsprogramm in Mértola verwirklicht, bei dem das Museum die Stadt selbst ist. Cláudio Torres sagt, „die gesamte Gesellschaft, jede Gemeinschaft sollte ihre wertvollsten Güter, Zeugnisse und Dokumente, Spuren, Gegenstände und Artefakte, die das kollektive Gedächtnis ausmachen, bewahren und schützen. Ein solcher Erinnerungsort kann und sollte das Museum sein. Ein Schutzort, an dem das Leben eines Ortes oder Gebietes konzentriert ist, ein Ort, der den tiefsten Charakter einer Gemeinschaft würdigen kann. Das lokale Museum gewinnt an Bedeutung, wenn es in mehrere Museumsorte mit unterschiedlichen Themen aufgeteilt wird und wenn zu diesen Orten allmählich Schutzbereiche, Zugangswege, Tore, Steinbänke, Mauern, Gemüse- und Obstgärten zählen. Besonders gewinnt das Heimatmuseum auch dann an Bedeutung, wenn sich darin teilnahmsvolle, mitwissende und interessierte Menschen einfinden, die ihr Leben genießen und sich die Vergangenheit zu Nutze machen. So ist auch allmählich das Freilichtmuseum Mértola entstanden”.
Der Museumsort Arte Islâmica (islamische Kunst), der vor fast 20 Jahren im Dezember 2001 eröffnet wurde, ist ein Beispiel für die Arbeit, die in Mértola durchgeführt wird. Die Zugangstafel des Museums zeigt, nach welchen Zielsetzungen es errichtet wurde. „Das schriftliche Dokument soll den Nachkommen in und zwischen den Zeilen die Errungenschaften der Mächtigen, die Aufzeichnung einer übertragenden Geschichte, zeigen. Den Machtlosen, ohne Schriftstücke, bleibt eine vergängliche Geste oder ein musikalischer Klang, bescheidene Erzeugnisse aus dem Alltag, etwa der abgenutzte Kochtopf oder die Lampe, in der das Öl trocknete”. Cláudio Torres und Santiago Macias sind für die Gestaltung, Koordination und Inhalte verantwortlich. Mit einem großen interdisziplinären Team haben sie im Laufe der Jahre eine ausgezeichnete Arbeit bei Untersuchungen, Studien, Bestandsverzeichnis und Aufbewahrung geleistet.
Durch Archäologiearbeiten, die hauptsächlich aus dem Engagement des Archäologievereins Campo Arqueológico de Mértola in der Alcazaba hervorgingen, konnte eine wichtige Sammlung an Gegenständen, die für den Alltag einer fernen Vergangenheit repräsentativ sind, zusammengestellt werden. Die Gegenstände enthalten Anklänge von noch heute vertrauten und bestehenden Formen, Techniken, Gepflogenheiten, Kenntnissen und Fertigkeiten. Für diese außergewöhnliche Sammlung an Materialien wurde als Aufbewahrungsort ein altes Lager aus dem 18. Jahrhundert gewählt, das sich mitten in der Altstadt befindet, in der Nähe vom alten Tor Porta da Ribeira. Das Lager ist Eigentum der Stadtverwaltung und wurde im Rahmen eines Projekts des Architekten José Alberto Alegria saniert, das vom Institut für Tourismusfinanzierung und -unterstützung, von der Generaldirektion Raumordnung und von der Gemeinde finanziert wurde, und Teil des Projekts „Projeto Integrado de Mertola“ ist. Das Architekturprojekt und die Museographie bringen Merkmale des Gebäudes zum Ausdruck und betonen mittels Linien, Farben und Formen die Präsenz der islamischen Hinterlassenschaft. Gleichzeitig wird ein kohärenter und logischer Diskurs geschaffen. António Borges Coelho, erwähnt in seinem Katalogtext „Träume sind wahr geworden. Der Untergrund enthüllte Geheimnisse und die Kleinstadt organisierte den Nachlass wie folgt: Römisches Museum, Museum für kirchliche Kunst, frühchristliches Museum, Schmiedemuseum und nun das islamische Museum. Fast ein Vierteljahrhundert lang platzierte das von Cláudio Torres geleitete Team mit Unterstützung der Bevölkerung, der Gemeinde und einem Freundschaftsnetzwerk die Kleinstadt auf der Karte. Nun kann man sagen, die Kleinstadt befindet sich auf der Landkarte Portugals und auf der Landkarte eines gebildeten Europas sowie auf der Mittelmeerkarte. (…) Die Geschichte bringt die Wurzeln der Kleinstadt zum Vorschein und gewährleistet in großem Maße ihre Entwicklung”.
Nach fast 20 Jahren wird der Ausstellungsort Arte Islâmica neu gestaltet. Es lässt sich nichts an den ursprünglichen Annahmen derjenigen ändern, die für die Inhalte und des museographischen Diskurses verantwortlich waren. Man passt sich an unsere Zeit an, in der es andere Umweltbedenken gibt und die Inhalte anders an die unterschiedlichen Zielgruppen vermittelt werden. In den vergangenen Monaten wurden Wartungsarbeiten am Gebäude verrichtet, mit dem Ziel, Mängel, die über die Jahre entstanden sind, zu beheben. Daneben wurden Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz entwickelt sowie angemessene Bedingungen für Besucher, Mitarbeiter und für die Erhaltung der ausgestellten Sammlung geschaffen. Außerdem wurde für die bessere Zugänglichkeit aller Beteiligten gesorgt.
Wir glauben, dass Museen dynamische Orte sind und sich an die Veränderungen der Gesellschaft anpassen sollten. Wir glauben auch, dass das Erbe und die Bewahrung der Erinnerung wesentlich sind, um die Wertschätzung des Teilens, der Verantwortung, des Respekts und der Demokratie zu fördern. Wir glauben, dass sie der Motor für eine Nachhaltige Entwicklung sind, die sich auf das Wissen über das Gebiet und die Beteiligung der Menschen stützt. Unsere Tätigkeit ist das Ergebnis der Arbeit eines großen Teams. Wir verfolgen das Ziel verfolgt, so viele Menschen wie möglich zu erreichen, Wissen weiterzugeben, Lernereignisse und Freizeitangebote zu ermöglichen, zur persönlichen und professionellen Entwicklung aktiver Mitglieder der Gesellschaft beizutragen. Unsere Vorstellungen sind anspruchsvoll, manchmal sogar utopisch, doch sie sind das Ergebnis der Arbeit, die von Menschen für Menschen geleistet wurde. Dies wird durch das 20-jährige Bestehen des Museumsorts Arte Islâmica deutlich.
In Kürze öffnen wir wieder. Kommen Sie uns besuchen und machen Sie sich mithilfe der Texte der Vitrinen, der Gegenstände und im Dialog mit dem Mitarbeiter, der Sie empfängt, bewusst, wie wichtig der Weg ist, auf dem Sie 14 Museumsorte besuchen, die Ihnen von der Geschichte dieser Gegend und den Menschen, die hier lebten und leben etwas erzählen. Sie sind herzlich eingeladen.
1 In, Plattform für Kulturerbe (PPCULT), 2021.
2 TORRES, Cláudio, „Museen und Tourismus“ in, GÓMEZ Martinez, Susana (cord.), Museum von Mértola – Gesamtkatalog, Mértola, Archäologisches Gebiet von Mértola, 2014, pg. 19.
3 TORRES, Cláudio und MACIAS, Santiago, „Building a Museum“ in, Museum of Mértola – Islamische Kunst, Mértola, Archaeological Field of Mértola, 2001, pg. 7.
4 COELHO, António Borges, „Mértola. Islamisches Museum“ in, TORRES, Cláudio und MACIAS, Santiago (Koord.), Museum von Mértola – Islamische Kunst, Mértola, Archäologisches Gebiet von Mértola, 2001, S. fünfzehn.